Besonders in diesem Frühling erleben wir, dass die Natur ihrer Zeit einige Wochen voraus ist. Die ersten Maikäfer wurden bereits im März gesichtet, Flieder blüht nicht zu Muttertag, sondern Mitte April und beim Raps zeigen sich statt Himmelfahrt erste Blüten schon zu Ostern. Und so freut sich die Wandersparte am 14. April über maigrüne Wälder und üppig blühende Wiesen und Wegränder.
Start und Ziel ist diesmal der Bahnhof in Poggenhagen zwischen Wunstorf und Neustadt. Dass der kleine Ort überhaupt eine Haltestelle hat, verdankt er – ähnlich wie Hämelerwald – einem Industriellen, nämlich Eduard Dyckerhoff, der ein Torfwerk nur bei Bau eines Bahnhofs errichten wollte. Von hier aus begeben wir uns auf den Moorhennies Pfad. Sein Name wiederum geht auf den Neustädter Verleger Wilhelm Sicius zurück, der 1903 die fiktive Geschichte „Moorhennies“ niederschrieb, die im 30-jährigen Krieg zwischen Moor und Leine spielt. Entlang des Weges sind 31 Tafeln aufgestellt, die über Kultur und Geschichte sowie Natur und Landschaft informieren.
Nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir das Gut Poggenhagen. Seine Geschichte reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere der Pferdezucht, gibt es einen kulturellen Zweig, wozu auch der alte Gutspark gehört. Man kann hier Lichtkunst, LandArt, Open Air Festivals, Theateraufführungen, Musik, Installationen und Performances erleben.
Unser Weg führt uns durch die Eichenallee zum Schiffgraben, auf dem früher Torfkäne zur Leine getreidelt wurden. Zum Ende des 18. Jahrhunderts lohnte die aufwändige Unterhaltung nicht mehr und die Torfschifffahrt kam zum Erliegen.
Im Neustädter Stadtwald stehen 200 Jahre alte Huteeichen. Hier futterten Schweine Eicheln; Kühe, Ziegen und Schafe das Gras zwischen den Bäumen bis das Kurfürstentum Hannover die Waldweide verbot. An der im Volksmund Napoleonbrücke genannten Überquerung des Schiffgrabens machen wir Rast auf der Geestkante, dem Übergang der Leinemasch zur sandigen Geestlandschaft.
Wir passieren einige Gräben und Teiche. An den naturbelassenen Ufern wimmelt es von Leben. Unsere große Gruppe ist nicht leise und geduldig genug und so bleiben Biber, Fischotter und Eisvögel im Verborgenen. Wir freuen uns auch über ein paar Gänse, Rehe und Pfauenaugen. Auf blutrünstige Mücken ist allerdings niemand vorbereitet und so sind wir froh als der Wind etwas auffrischt und die kleinen Vampire wegpustet.
Auf den letzten Kilometern drehen wir eine Runde durch das alte Dorf mit vielen schönen Bauernhäusern und Gärten voller blühender Rhododendren und Obstbäumen. Nach der Bonifatiuskirche haben wir schon fast unseren Ausgangspunkt erreicht und lassen uns zum Abschluss im Landgasthaus Meyer mit leckerem Essen und kühlen Getränken verwöhnen.